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AutorenbildPeter Witt

Feindliche Übernahme ? - Reflexionen über den Wahnsinn im Corona-Impfpflicht-Drama


Lässt man die Äußerungen der Impfpflicht-Befürworter auf sich wirken, so drängt sich der Eindruck auf, dass die eigentliche Bedeutung eines solchen Vorhabens nicht wirklich erfasst wird. Die ungeheuerliche Anmaßung, Menschen zu einer Impfung nötigen zu wollen, die diese mit guten Gründen für sich ablehnen, scheint das Bewusstsein der Befürworter in keinster Weise zu belasten. Der Zwang nimmt unter Androhung hoher Strafen für die Verweigerer eine Form an, was die Frage aufwirft, wieso ein Mensch in seiner politischen Funktion sich dazu berechtigt fühlen kann, entsprechende Entschlüsse zu fassen. Die Berechtigung zu diesem Schritt könnte nur aus der Tatsache resultieren, dass die Menschheit von einer Seuche – vergleichbar mit der Pest oder Cholera – bedroht ist, zu deren Abwehr ein tauglicher Impfstoff eingesetzt werden muss. Da dies nicht der Fall ist, bricht jede Argumentation der Befürworter in sich zusammen. Im weiteren wird der reinen Willkür Tür und Tor geöffnet, indem die Abwägung zwischen Nutzen und Risiko einer Impfung, die gesunden Menschen aufgezwungen werden soll, völlig ausgeblendet wird. Es wird so getan, als seien alle Bürger durch ein „Virus“ vom Tod bzw. schweren Erkrankungen bedroht. Auch das trifft nicht zu, womit sich der Verdacht erhärtet, dass hier gar keine medizinischen Gründe vorliegen (wie es viele Untersuchungen bestätigen, auf die wir jetzt nicht näher eingehen, da unsere Überlegungen auf etwas anderes zielen). Worauf wir zielen, betrifft die Sichtung des geistigen Zustands, insbesondere der im Zunehmen begriffenen Bewusstseinsbeschaffenheit, selbst elementare logische Schlüsse nicht mehr vollziehen zu wollen, bzw. sie in absurdester Art in das Gegenteil zu verkehren.


Ein Grundmerkmal des schwelenden Wahnsinns der handelnden Befürworter des Impfzwangs zeigt sich dergestalt, dass sie an ihren sinnlosen Planspielen ungeniert festhalten. Wer unmenschliche Gedanken und Anordnungen nicht als unmenschlich erkennen kann, muss sie für gut ansehen, wenn er vermeiden möchte, sich einzugestehen, bösen Impulsen zu folgen. Je schlimmer er vorgeht, umso mehr muss er sich einreden, Sinnvollem und Nützlichem zu dienen, wie es ihm seiner Ideologie nach vorschwebt. Sein Geistesleben besteht wesentlich darin, eine negative Moral in Gutes und Notwendiges umzudeuten, was ihn früher oder später in einen wahnhaften Seelenzustand versetzen muss.


Wer sich somit anmaßt, über das Schicksal anderer zu bestimmen und nicht erkennt, wie er damit das fundamentale Freiheitsprinzip bei sich selbst zerstört, kann in Folge dessen auch nicht anerkennen, was aus dem Freiheitsprinzip heraus, wie es in den geschriebenen Grundlagen unseres Staatswesens festgehalten ist, an Rechten und Forderungen gegen ihn geltend gemacht wird. Da er sich in der Regel für einen „aufrichtigen Demokraten“ hält, möchte er zusammen mit seinen Gesinnungsgenossen den Anschein erwecken, dass die Zerstörung der Menschenrechte gleichbedeutend mit der Erhaltung der Demokratie sei.


Die Umdeutung von Diktatur in Demokratie, von böse in „gut“ und alles dessen, was im weiteren daraus folgt, verlangt den Betreibern eine Verrenkungsakrobatik ab, die sich in immer verrückteren Bekundungen manifestiert. Sie resultieren dem in sich unmöglichen Unterfangen, die objektive Faktenlage nahezu vollständig auszublenden, dafür aber ein ideologisches Falschbild zu verfechten, was von der Bevölkerung mehr und mehr durchschaut wird. Der Motorik des Wahnsinns folgend mag es dazu kommen, die Maske des Biedermannes abzulegen und die absolute Diktatur – ganz „demokratisch“ – auszurufen. Dem steht zunächst noch entgegen, dass sich ein überwiegend qualitativer Widerstand gegen die Maßnahmen der Impfpflicht-Befürworter formiert. Die Evidenz der Einsprüche und Aufweise tritt immer stärker hervor. Die anwachsenden Proteste treiben den hauptamtlichen Fadenziehern den Angstschweiß auf die Stirn, da sie im freilich unterdrückten Gewissensrest die Unhaltbarkeit ihrer Zwangsreden verspüren. Um die leise mahnenden Stimmen zu tilgen, hilft nur, vollendete Tatsachen zu schaffen, deren gelingender Bestand das perverse Treiben zementiert. Wer sich dem widersetzt, der muss bedroht und bestraft werden, da er in umgekehrter Logik die subjektiven Willkürakte der Machthaber bedroht.


Allein die Tatsache, dass etwa ein Drittteil der Bevölkerung die Maßnahmen zurückweist oder wenigstens für problematisch hält, ist für die Betreiber nicht hinnehmbar. Nach ihrerIdeologie ist es ein quasi moralisches Vergehen, das sich gegen sie selbst richtet. Würden sich nämlich diese „Widersacher“ durchsetzen, so wäre es ein sehr herbes Fiasko für die Protagonisten – unter Umständen mit juristischen Folgen. Das böse Handeln muss also hinter „guten Zwecken“ verborgen gehalten werden, in der Hoffnung, dass es von einer breiten Basis im Volk angenommen und mitgetragen wird. Um dies zu erreichen läuft die Propaganda auf Hochtouren, werden Abweichler kaltgestellt und wird jegliche Internet-Aussendung auf „Systemtreue“ überprüft. Man mache sich klar: Die Unfähigkeit nicht weniger Menschen, das sittlich Gebotene und weltanschaulich Vernünftige zu realisieren, gebiert die furchtbare Möglichkeit, eine Welt des kalten Grauens auf den Plan zu rufen.


Die Frage, warum und wozu solche Zustände angestrebt werden, dürfte u.U. fruchtbarere Bewusstseinsfolgen haben, als die bloße Auflistung verübter Schandtaten, was natürlichfür das Gesamtbild unerlässlich ist. Um den über uns hereingebrochenen Gesamtvorgang einigermaßen zu verstehen, muss man allerdings an anderer Stelle ansetzen.


Signifikant für das praktische Verhalten von Menschen ist das innere Momentum der Urteilsentschlüsse und der damit verknüpften seelisch-geistigen Gesamtkonstitution. Das Zustandekommen des Wahnsinns, der sich oft in rationalen Gewändern präsentiert, ist ein stufenförmiger Prozess. Ein gültiger Urteilsbefund muss hierbei vom Freiheitsprinzip ausgehen, dessen allgemeine Verbindlichkeit von der Tatsache abgeleitet werden kann, dass wohl jeder eine gegen ihn verübte Anwendung von Gewalt und Zwang als unmenschlich erlebt. Wie nun jenes Prinzip im sozialen Leben anzuwenden ist, darüber wird es unterschiedliche Auffassungen geben. Ein möglicherweise auftretender Irrtum kann dabei durch eine sachliche Dialogbereitschaft überwunden werden, insofern zugestanden wird, dass ein Einzelner nie das Ganze überblickt. Nimmt der Irrtum allerdings eine Form an, worin die Urteile nicht mehr offen bleiben, sondern einem geschlossenen Starrsinn entstammen, der sich absolut verbindlich macht, so unterliegt die Urteilsbildung einem schädlichen Einfluss, der über das berechtigte Sich-geltend-Machen hinausgeht. Der Irrtum gerät sozusagen zum existenziellen System, – und der existenzielle Zuschlag kennt keine Selbstkritik. Man steht damit außerhalb der freiheitlichen Selbstbildung, wobei eine solche Existenzart nicht verstanden werden kann. Daraus destillierte Ansichten untermauern den Irrsinn, der sich dann dispositionell verfestigt. Insoweit der freie Ich-Akt durch eine mentale Körperkondition ersetzt wird, nimmt der Irr-Sinn in Form von Unsinn Gestalt an. Da im Unsinn keinerlei Freiheit erfahren wird, kann auch keine naturrechtliche Freiheitssatzung Anerkennung finden. Somit ist der Weg in den Wahnsinn vorgezeichnet. Er besteht in der Verselbstständigung der geschlossenen Struktur, was sich jeglicher Selbstkontrolle entzieht.


In der Steigerungsstufe der Irrsinnigkeit, dem Wahnzustand, denkt nicht mehr der Mensch, sondern das System der Selbstabschaffung, um sich vom Ich zu befreien. Die aktuelle Irrsinnsdramaturgie zeigt ungeahnt-markante Beispiele der Selbstaufgabe. In einer Zivilisation, die vor allem anderen den materiellen Wohlstand im Auge hat und das geistige Wachstum fast vollständig negiert, mussten „zwangsläufig“ Ereignisse aufkommen, die den Menschen die Entscheidung abverlangen, wie sie zu sich selbst stehen. Denn schlimmer noch als das sich zu erkennen gebende Böse, was ja einen weckenden Charakter mit sich führt, wäre das Weiterschlafen unter der Wohlstandsdecke. Die weit verbreitete materialistische Gesinnung hätte nun Gelegenheit, darüber nachzudenken, worauf ein entsprechender Lebensentwurf hinausläuft. Zeigt sich doch an der jetzigen Situation, dass die Vollendung des Materialismus in der Seins- und Selbstauflösung, im allgemeinen Seelentod besteht. Kaum jemand war darauf vorbereitet. Da nunmehr alles zu zerbrechen droht, was als bürgerliche Welt zu Geltung kam, bleibt bloß noch das, was als geistiger Kern im Menschen liegt. Die Frage ist also, ob der Kern trägt, oder ob er mehr eine Art Gespenst war, was eben noch funktionierte, weil eine halbwegs intakte Gesellschaftsordnung zur Stütze vorhanden war. – Damit stellt sich eine weitere Frage: Sind die bösartigen Verhaltensformen, die im Zuge der Coronakrise in krassester Weise aufgetreten sind und weiter auftreten, ein menschliches oder außermenschliches Werk?


Wer mit dem freien Ich nichts zu tun haben will oder es sogar ableugnet, begibt sich ineinen Seelenbereich, worin nicht mehr (be)greifbar ist, wer oder was da nunmehr agiert. Lässt sich dann sagen, dass der Zwang nur am Menschen liegt, oder ist es vielmehr so, dass eine jegliche Zwangsanwendung un-menschlich ist? Trifft letzteres zu, dann muss die Frage beantwortet werden, wie das Unmenschliche aufzufassen ist. Zweifellos zeigt es sich dergestalt, eine vernunftgemäße Gestaltungskultur zu verneinen –: Ist das freie Ich bloß ein Gespenst, dann gilt seine Abschaffung manchen ja sogar als Befreiungsakt. Menschlich ist hingegen das Bemühen, aufzuweisen, dass das „Ich“ kein Gespenst sei. Denn sonst hat man nichts an der Hand, um der Un-menschlichkeit entgegen zu treten. Womit wollte man denn argumentieren, wenn die Gegenseite das Unmenschliche als das eigentlich Menschliche deklariert, indem sie etwa ihre „Demokratie“ und ihre Gesundheitspläne allgemein verbindlich macht? Wenn Unmenschliches in der Tat unmenschlich ist, dann kann die logische Schlussfolgerung nur lauten: es hat einen außermenschlichen Ursprung. Damit ist nicht gesagt, dass dieser Ursprung nicht im Menschen entspringt, so paradox dies klingen mag: Sofern dem der Mensch nicht zustimmt, entspringt er nicht.


Der parlamentarische Redezirkus und die um ihm herum bestehenden Taktgeberkräfte sind der dargelebte Antihumanismus. Allein geistlose Menschen sind in der Lage, sich in diesem Machtgewerbe und -gewebe, wo um die nackte Durchsetzung von „Interessen“ gerungen wird und andere niedergerungen werden, zu betätigen. Die Entscheider agieren in einem Millieu, das denjenigen, die sich darauf einlassen, eine unmenschliche Grundstruktur für ihr Handeln auferlegt. Sie sind daher prädestiniert, Vorstellungen auszubrüten, die, wie bereits im Vorhof der geplanten Impfpflicht, ein geistloses Funktionsverständnis auf die gesamte Gesellschaft ausdehnen. Das Wirken dieser verlogenen Truppe könnte als Racheakt am Sein verstanden werden, das sie als seelische Leiche in Betrieb nimmt, wobei aber nicht zu übersehen ist, dass das Prestige und die materiellen Vorteile den Einsatz wett machen, weshalb alles für die Erhaltung der Pfründe – pardon, des Staatswesens – getan wird. Als seelische Leiche kann man auch über Leichen gehen. Man vermag es, die Leute dazu zu zwingen, sich lebenslang impfen zu lassen, bis schließlich der Tod eintritt. Es zeigt sich daran, dass der Ungeist der installierten Machtstrukturen, die das getreue Abbild einer verruchten Mentalität sind, wie ein Uhrwerk auf die Stunde der Lebenszerstörung abzielt.

Der Gedanke einer feindlichen Übernahme des menschlichen Bewusstseins ist also nicht abwegig und kann an unzähligen historischen Beispielen aufgewiesen werden. Es ist echt erstaunlich, wie die handelnden Protagonisten die entsetzlichen Ereignisse der jüngsten Vergangenheit zu verdrängen vermögen, gleichwohl an vielen Orten die „Aufarbeitung“ der Nazizeit gepredigt wird. Die von ihnen tatsächlich (!) betriebene Freiheitsberaubung wird als legitim dargestellt, während schon bei leisen Verdachtsmomenten bei den sog. Querdenkern – wo natürlich allerlei Trübes mitmischen mag – mit der Keule des Rechtsextremismus oder gar Antisemitismus draufgeschlagen wird. Man will eine „Ordnung“ am Dasein erhalten, die schon längst in eine abgründige Chaotik umgekippt ist.


Es ist nun die Frage, ob hinter oder unter der psychologisch beschreibbaren Seelenstruktur eine nicht menschliche Macht am Werk ist, die eigene Ziele verfolgt. Wenn es der Fall ist, so müsste sich auch bestimmen lassen, wie bzw. wodurch sie Einfluss auf die persönliche Urteilsbildung gewinnt. Setzt sich diese Macht an die Stelle des Individuums, oder übt sie gleichsam von außen einen „Druck“ aus, was in bestimmten Urteilen kondensiert?


Um hier ein Mindestmaß an Überschau zu erlangen, sollte man sich die Bewusstseinslage des „modernen“ Menschen vor Augen führen. Im Grunde weiß der heutige Mensch nicht mehr, wofür er lebt, was er tun soll und was das ist, was ihn als „die Wirklichkeit“ umgibt. Er erlebt sozusagen, was er nicht erlebt. Er huscht von Eindruck zu Eindruck, von Stimmung zu Stimmung, was alles mehr oder minder zusammenhanglos auf die Sinne einwirkt.


Die Angebote zur Kreativität und Gemütsbefriedigung, die sich in einer Überfülle auf den diversen Marktplätzen darbieten, die sportliche Betätigung, die zum wahren Kult geworden ist, und vieles andere, was das moderne Leben durchaus attraktiv macht, ändern rein gar nichts an der wesenlosen Welt-Zerstückung, in der das Individuum heimisch werden will. Fortwährend muss es sich mit zwangsartigen Außeneinwirkungen auseinandersetzen, die irgendwie sein Schicksal besiegeln – und am Ende wartet der Tod. Verdrängt man dieses bedrohliche Seinsgebilde und die vermeintliche Aussichtslosigkeit des individuellen Daseins in einer sterblichen Welt, dann verdrängt man zumeist auch die Berufung zur freiheitlichen Selbstgestaltung. Was zählt, ist der konsumträchtige wirtschaftliche Erfolg und das häufig sinnleere Zusammensein mit netten Spielgefährten.


Die Möglichkeit der freien Willensbildung ist eine göttliche Gabe, während das unfreie Wollen ein Präsent der Unterwelt ist. Über solche Zusammenhänge unterrichtet uns die historische Erfahrung, deren Beachtung derjenige zu vernachlässigen vermag, der glaubt, sich in der isolierten Eigenwelt beheimaten zu können. Schon das ist bereits ein Irrtum, der meist dazu führt, die zu-fälligen Schwerpunkte seiner Existenz von den anderen Zufälligkeiten der Nebenmenschen abzugrenzen. Die allgemeine Ausgangslage ist somit die, dass man unter dem unfreien Wollen bloß noch ein mehr oder weniger dumpfes Freiheitsempfinden behält. Wird es nicht bewusst ausgebildet, dann verliert es an Bedeutung, mag es mit noch so vielen Wörtern beredet werden. Die Menschen suchen dann nicht mehr die Wahrheit, sondern haben sie schon in Form von existenziellen Gewichten. Das vermeinte Haben ist aber immer falsch, da die Wirklichkeit im Werden und Wirken besteht. Die Habsucht ist von Anfang an ein widersacherisches Präsent, was uns dazu bewegen sollte, es in uns zu erkennen. Versäumt man dies, ist nicht eigentlich „der Teufel“ daran schuld, der aber zweifellos ein Interesse daran hat, dass der Mensch unfrei bleibt. In das, wie die Habsucht ihr Refugium verteidigt, mag sich der Widersacher einmischen. Im Normalfall wird es nicht durchschaut, da man für den eignen Freiheitsverzicht „Gründe“ vorschützen kann.


Sind das aber „meine“ Gründe, oder: wodurch sind sie es? Ohne der evidenten Zutat des „Ich“ sind zu-fällige Belege keine Gründe. Solange man der geistigen Innengestalt seines Selbstwesens kein Interesse entgegenbringt, halten die vorwaltenden Einstellungsgründeam außer-ichhaften Ursprung fest. Da wir stets von Vorgängen im Bewusstsein sprechen, ist jedenfalls der Inhaber mal stärker, mal schwächer und manchmal gar nicht anwesend. Somit drängt sich durchaus der Eindruck eines gespenstischen Erscheinens auf. Die Jetztzeit stellt demnach dem Einzelnen das Bild einer allgemeinen Grundlosigkeit vor. ---


Der Prozess der Zivilisation hat bisher nur Vorformen der Individualität zutage gebracht, die zudem noch von universell nach- und mitwirkenden Geistimpulsen begünstigt waren, bildhaft vergleichbar mit dem Heranwachsen von Blattstadien einer Pflanze. Dabei öffnete sich schon die eine oder andere Blüte, ohne sich im Kulturganzen als Frucht auszugestalten. Die meisten Menschen hinken der Entwicklung hinterher. Mittlerweile stehen wir an dem Punkt, wo das weitere Wachstum stagniert oder aus neuen Grundmotiven eine Fortsetzung findet. Der universelle Basisstrom schlägt nicht mehr durch. Was als „meine“ Handlungsmotive und Erkenntnisgründe figuriert, ist damit ein fragiles Gewächs, da die Tragfähigkeit von nicht ursprünglichen Impulsen, die geistig rege machen, nicht mehr gegeben ist. Die im Irdischen leistbaren Denkmodelle, Konzepte und Theorien sind als Innovationen weitgehend erfolgt und werden unter der Normalanwendung des Intellekts nur noch „verlängert“ bzw. im stofflichen Feld spezialisiert und technisiert. Die Vernunft findet darin ihr Grab, weshalb nur ein geistiger Neu-Einschlag vor dem Untergang bewahren kann.


Die Preisgabe der Vernunft – der Verzicht auf die Ergründung ihrer inneren Quelle – ist ein erster Schritt zum Wahn. Das Wahnhafte tritt dann in der Folge von konfus variierten Auffassungen zutage. An Beispielen besteht kein Mangel. Die eingetretene Blindheit für alles Menschliche ist durchaus mit einer feindlichen Übernahme des Bewusstseins gleich-zusetzen. Sie zieht Entschlüsse und Handlungen nach sich, die das Aufkommen des freien Geistes ersticken möchten. Hierbei eine dämonische Mitwirkung auszuschließen, hieße die Zerstörung des Menschlichen für ein Kennzeichen des Menschseins zu erachten. ---


Wer sich mit metaphysischen Hintergründen nicht befassen mag, der kann bloß die psychologische Seite von abbildlichen Verhältnissen analysieren. In die Tiefen einer Erhellung der Warum-Frage wird er nicht vordringen. Die Metapher der „feindlichen Übernahme“ weist dagegen auf einen realen geistigen Angriff und Eingriff hin, dem zwar eine psychologische Vorgeschichte zugrunde liegt, wovon aber das Hervortreten des bösen Wesens an sich nicht abgeleitet werden kann. Nun dürfte es ja doch noch so sein, dass sich die Menschen gegen das Eindringen schlechter Ansichten und Absichten in aller Regel wehren. Ein tragischer Problemstoff ergibt sich erst dann, wenn das Eindringen einer Fehldeutung unterliegt, d.h. als legitimes „positives“ Eigenurteil bewertet wird. Tritt dies in unserer geistentfremdeten Zivilisation massenhaft auf, so führt der außerseelische Einfluss zum Wahnsinn gebotener Umstülpungen von „gut“ in „böse“ und umgekehrt. Diese Verirrung liegt zur einen Hälfte an den nihilistischen Subjekten der Jetztzeit, und zur anderen Hälfte am Angreifer, dessen Absicht sicherlich darin besteht, die Menschheit von einer wahrhaftigen Selbsterkenntnis abzubringen, was zum andern aber die potentielle Chance eröffnet, durch die Überwindung des Unguten zu sich selbst zu finden. – Es gibt eben Wesenheiten, die sich einer christlich verstandenen Menschlichkeit widersetzen. Eine reichhaltige Literatur liefert Einsichten in die möglichen Gründe hierfür, worauf jetzt nicht näher eingegangen werden soll. Das Unzureichende mundaner Erklärungen wird zuletzt die spirituellen Erkenntnisorgane öffnen.


Soll man betreffs der Wahnsinnshörigen sagen: „Mensch, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun?“ – Nun, wissen sie es nicht, oder wollen sie es nicht wissen? Ist der Wahn-Sinn so vieler eine Erkrankung der Seele, genauer: eine Selbstverhässlichung oder Selbstfeindschaft in Folge der sich eingeschlichenen Bewusstseinsübernahme, die nicht bemerkt wird, dann steht die Vernunft auf verlorenem Posten. Wer nicht merkt, wie sich die Unmenschlichkeit seiner Seele bemächtigt, geht in völliger Blindheit neben sich her. Diejenigen, die dieser Macht zum Opfer fallen, darf man als aktive und passive Nihilisten bezeichnen, da sie ihr die Werte der Menschwerdung unterordnen. Der „aktive“ Selbstverleugner dürfte durchaus wissen, was er tut: er trifft die Maßnahmen, die seine Funktion, seinen Nimbus, seine Machtstellung und nicht zuletzt seinen Profit absichern sollen. Der passive Leugner greift das von der Autorität Verhängte als „Sinngebung“ für sein leeres, unwürdiges Dasein auf, insofern seine wirtschaftlichen Interessen nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen werden. Wäre er kein Nihilist (was in diesem Fall nicht ausschließt, dass er ein braver Familienmensch sein kann), so bliebe ihm nur, den Begriff der Freiheit heranzubilden und in den entscheidenden Lebenssituationen gehaltvoll zu verkörpern.

Die „neue Normalität“ konfrontiert jeden einzelnen mit seiner Gewissensstimme. Wer die freiheitswidrigen Anordnungen, die das Schandhafte als neue Normalität verkünden, nahezu wie dankbar als erwünschte Sinngebung für sein verlottertes In-der-Welt-sein annimmt,der leistet einen Beitrag für die Typologie des Massenmenschseins, das sich dafür schämt, im Hintergrund des Bewusstseins über eine freie Ich-Stimme zu verfügen. Eine Folge der Abspaltung des aufrichtenden Selbstseins ist die Angst vor einem „Virus“, was manche zuden kuriosesten Verhaltensweisen bewegt, die medizinisch absolut sinnlos sind. Die nach Kräften geschürte Angst – wieso eigentlich? – greift zu der Impfung anstatt zu Vitaminen und verwandten Vorsorgemaßnahmen, wie das bisher für Grippezeiten empfohlen worden ist. Die Impfung ist gleichsam der erlösende Akt, der die Sünde der Anfälligkeit für üble „Viren“ tilgt, wonach man sich geläutert fühlt. Der Selbstverzicht ist die Heiligsprechung, die durch die Impfstoff-Salbung ins Blut fließt. Die Impfung ist die reinigende Gabe, die, man scheut sich nicht es so zu sagen(!), „frei“ mache. Erfolgt sie bisweilen aufgrund von Zwangsumständen, so ist sie letztlich doch – bei allem Verständnis was man dafür haben kann, insbesondere wenn es um die Existenzgrundlagen geht – ein aufgenötigter Schritt zur Selbsterniedrigung. Wer Menschen gegen den eigenen Willen dazu nötigt, sich einen krankmachenden Stoff spritzen zu lassen, da sie sich anders nicht mehr zu helfen wissen, um weiterhin partizipieren zu können, schafft sich ein äußerst schlimmes Karma. Davor wird einen die Tatsache nicht bewahren, dass man als Materialist alles Geistige abweist. Der nackte Wahn bricht sich vollends Bahn, sollte der von den Lebenswerten entfremdete Zeitgenosse meinen, für gar nichts mehr verantwortlich zu sein, weil er sich für gar nichts mehr verantwortlich hält. Wohin dies führen muss, mag man sich gar nicht vorstellen.


Die Übermacht der widermenschlichen Verhältnisse, die Ohnmacht denjenigen gegenüber, die ihre Beschlüsse unbelehrbar durchsetzen, kann auch zur Anpassung und zum Rückzug ins „Private“ führen, da das Maß des Erträglichen überschritten worden ist. Man gibt quasi auf. Stellt sich das öffentliche Leben als Bühne für allerlei Idiotismen heraus, so nimmt es nicht wunder, wenn Einsichtsvolle sich für den traurigen Ausweg der inneren Emigration entscheiden. Doch möge man nicht außer Acht lassen: „Habt keine Angst vor den Worten eines bösen Menschen! / Seine Herrlichkeit verfällt der Fäulnis und den Würmern. / Heute noch reckt er sich hoch empor, / morgen schon ist er verschwunden, / denn er ist wieder zu Staub geworden, / und mit seinen Plänen ist`s aus." (Makk. 2,62).

So wichtig und unerlässlich eine umfassende Aufklärung über die Endzeit-Ereignisse ist, wofür man den Sehenden zu Dank verpflichtet ist, so wenig wird allein dadurch der Weg in die nächste Zukunft aufgehellt. Was hilft`s, wenn auf der einen Seite alles unternommen wird, um die Menschen zu entmenschlichen, und auf der anderen Seite die scharfsinnigsten Analysen, Aufdeckungen und Rechtsbelehrungen einher gehen, die einen das Entsetzliche so recht erst vor Augen führen? Gewiss: Ohne eine richtige Diagnose wird die Therapie nicht gut greifen können. Es bleibt allerdings fraglich, ob die diagnostischen Fähigkeiten auch schon die therapeutischen in sich schließen. Wer das Schlechte durchschaut, muss noch lange nicht so gut sein, um in Zukunft ein selbstloses Verhalten an den Tag zu legen.


Für den erforderlichen Paradigmen-Wechsel kann man in einer Zeit, die das Ego heraufgebracht hat, wohl nur dort ansetzen, wo die innerste Zelle liegt. Die Selbstbeobachtung, die erstmals von Rudolf Steiner in seinen Frühschriften methodisch auf das Denken angewandt worden ist, lässt sich so entfalten, dass unter ihrer Anschauung die Begriffe ihr wahres Wesen enthüllen. Diagnose und Therapie fallen hier gleichsam in eins: man denkt sich nichts aus, sondern denkt hieraus. Das im Voraufgehenden zentral avisierte „Ich“ ist zwar am Werk (wir sprechen es ja ständig aus!), doch muss es ins Bewusstsein gehoben werden, um es von den Schlacken des Ego zu befreien. Durch diesen Vorgang entsteht ein lebendiges Kriterium für dasjenige, was zukunftsfähig ist oder bloß für den Moment als ideologische Brücke dient. Als sozusagen dieses Kriterium bewegt und betätigt sich das „Ich“. Es hat – dank der seelischen Beobachtung – seine höhere Denkform erlangt. Auf diesen Paradigmenwechsel gründet sich alles weitere, kann doch ohne Selbsterleben keine Zukunft sein. „Selbsterleben“ ist dabei nur möglich, wenn Erlebbares hinzu tritt.


In diesem Zusammenhang darf man von einer „freundlichen Übernahme“ des Bewusstseins sprechen. Das gewissermaßen ontologische Bewusstsein von Dingen wird in Form von Ausdrucksleistungen in die „Ichwelt“ zurückgeholt. Als Quelle solcher Schöpfungen erweist sich die universelle Bindung zu den Ideen, die in ihrer menschenkundlichen Stilistik der geistigen Natur unseres Wesens entsprechen. Damit wird ein neuer Blick auf die abendländische Geistesgeschichte und Spiritualität möglich, der, neben der analytischenSelbsterfassung und Selbstherstellung, das wirklichkeitsgemäß Erlebbare in einer selbstdurchdrungenen Gestalt heranzieht. Durch den Einschluss der seelischen Beobachtung wird das Erkenntnisniveau gesteigert, was unterbleibt, wenn mit den alten Mitteln des Intellekts bloß Verweise auf im Grunde Unverstandenes erfolgen. Die „freundliche Übernahme“ ist schlicht gesagt der Über-gang, im ichhaften Bewusstsein bewusst zu denken.


Wir können alles das hier in Betracht Kommende nur weniger als andeuten. Doch dürfte das Gegenbild bereits sichtbar sein: es besteht in der Abschaffung, im Selbstverlust des Menschseins. Mehr oder minder hinter den Kulissen wird mit Volldampf daran gearbeitet. Die Gegenwehr sollte sich nicht darin bescheiden, erschrocken mit dem Finger darauf zu zeigen, als vielmehr am Zustandekommen eines anderen Menschenbildes und -bildens mitzuwirken. Bleibt es aus, wird die Auflistung des Üblen zum Verhängnisvollen selbst hinzu zu zählen sein, da das seelische Organ für eine bessere Welt darunter zu leiden hat, nicht eigentlich entwickelt wird. Die Frage, wie man unter einer transhumanistischen Despotie dem Virus des Wahnsinns zu entgehen vermag, wird sich dann in heute vielleicht noch ungeahnter Drastik stellen.


Peter Witt, Februar 2022


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